Peter A. Bär

Ausstellungsdauer: 18. September bis 19. Oktober 2019

Zur Ausstellung:

Skulptur muss gar nichts….

 

Sehr geehrte Damen und Herren liebe Kunstinteressierte

Bei einem Atelierbesuch vor einiger Zeit fragte mich Peter Bär ob ich bei seiner Ausstellungseröffnung zu seinen Arbeiten/Skulpturen/Zeichnungen sprechen möchte.

Peter Bär(geb.1960) und ich lernten uns bei Bruno Gironcoli (1981) an der Akademie der Bildenden Künste kennen und teilten eine Zeit lang einen Atelierraum. Er kam schon als im Stein arbeitender nach Wien und nutzte diese Zeit um seine Expertisen im Umgang mit anderen Materialien und Techniken zu entwickeln,verschiedene Ansichten  in der Kunst zu diskutieren und die eigenen Ansichten im Kunstkontext zu erproben. Dadurch erlangte er aber auch die Gewissheit sein Material den Stein schon gefundenen zu haben, und dieses gegenüber im bildhauerischen Tun und Denken nach Abschlussan der Akademie weiter zu bevorzugen. Ich kann alles in Stein sagt er zu meiner Frage bezüglich der Materialwahl.

Skulptur muss gar nichts… schreibt Peter Bär auf seine Einladung

Skulptur muss gar nichts, aber wie steht es mit dem Skulpteur und wie mit den Betrachtern?

Besuchen wir seine Ausstellung, verlassen wir den normalen Raum

und hier begegnen wir dem „Ausgestellten“ dem Neuen, dem Fremden, dem Erhofften, dem Unerwarteten als Relief, als Rundplastik auch Mehrteilig, in Stein und als Zeichnung , mit Bleistift oder Tempera mit Pinsel auf Papier    

Die Zeichnungen sind leichte schnelle Skizzen in ihrer Arbeitsweise konträr im Entstehen zur bildhauerischen Tätigkeit, Material wird aufgetragen in schnellen Bleistift oder Pinselstrichen und erzeugen eigenständige Charaktere und Formenpotenziale. Ein Zeichenblock füllt sich Blatt für Blatt mit Konturen, Flächen und Räumen Blatt über Blatt ergibt sich so in räumlicher Schichtung eine weitere imaginäre anwachsende Skulptur.

Die Steinskulpturen aus Serpentin und Krastaler Marmor in ihren Dimensionen handlich, in den Ausführungen sehr verschieden bearbeitet, entspringen Fundstücken meist aus vorgeformten/vorgeschnittenen kubischen Blöcken wenn sie in P. Bärs Atelierwerkstatt kommen. Diese äußeren Begrenzungen des Blocks baut der Künstler in sein transformatorisches Bearbeiten zur Skulptur mit ein, als kleine Reminiszenz an die ursprüngliche Form oder als Zeichen möglicher Erweiterungen um über das bestehende hinauszuwachsen. Die entstehenden neuen Formbegrenzungen durch unterschiedlich feine Abtragungen des kristallinen Materials vom ursprünglichen Block ins Innere des Steins sind meist in konkaven und konvexen Abfolgen unregelmäßig den rechten Winkel meidend angeordnet und in ihrer Grobheit oder Feinheit nur in Verbindung mit haptischem begreifen erfahrbar zu machen.

So handlich in ihren Formaten diese Seins Zustände hier zu sehen, zu spüren und zu finden sind so sehr können sie ganze Architekturen und Bergmassive repräsentieren in ihrer Ausdruckskraft und Ausstrahlung. Was alles können diese durch Abtragung gewachsenen Formen sein, was erzählen die Formabweichungen, Übergänge, Adernoder Noppen. Welche Sichten geben sie frei auf Form, Struktur, Oberfläche und Erdgeschichte. Und was alles ist diese Skulptur/Form nicht.

Mit Lebenszeit, Kraft, Imagination und Wagnissen des Künstlers körperlich in Steingehauene, und auf Papier skizzierte, haptisch sinnliche Fragen an das und mitdem Material sind diese Arbeiten.

Bei PeterBär sind seit langer Zeit der Stein und die Zeichnung das Material und dasMedium um damit Nonverbal Fragen und Vorschläge zu formulieren und damitSkulptural Zustände in die Welt zu bringen.

Frei nach Georges D. Huberman;  Stein sein, Skulptur sein…                           fwelte.juni 2023

 

Das Haus von Peter A.Bär

In „Das Haus“, eines der schönsten Gedichte vonVasko Popa, liest man: „ Im Geleit der ersten Wintersonne/ Kam Agim uns besuchen/Holzschneider irgendwo in Priština// Er brachte uns zwei rote Äpfel/Eingewickelt in ein Taschentuch/ Und er erzählte uns von seinem Haus// AlsoAgim hast du ein Dach// Ich habe kein Dach/ Der Wind hat es weggetragen// Dannalso hast du Türen und Fenster// Ich habe weder Türen noch Fenster/ Der Winterhat sie herausgerissen// Du hast wenigstens vier Wände// Ich habe auch keinevier Wände/ Ich habe nur das Haus, sage ich dir/ das Übrige werde ich inOrdnung bringen.“

Ich betrete das Gelände in St. Leonhard, vormir ragt eine monolithische Welt zwischen Himmel und Erde auf. In dieserscheinbar schweren Vertikalität, sind die Trunkenen der menschlichenVulnerabilität präsent, durchqueren jede Furche des Krastaler Marmors, jedesSegment seiner geschliffenen Erfahrung. Es handelt sich um eine Welt inBewegung, eine Botschaft der Stimmen der Wesen, welche in ihrem Prozess indieser Mineralkapsel der Zeit fließen.

 Ich tauche in diese Welt des Bildhauers PeterA. Bär ein. Es gibt weder Türen noch Fenster und alles bringt und trägt derWind. Ich gehe hinein in das Haus von Peter A. Bär und mir wird plötzlich klar,der Puls der Zeit und der Raum in dieser Sprache der Volumina ohne Türen undFenster, des Gefühls der Agonie mit der geteilten Menschlichkeit. Die Skulpturist das Haus von Peter A. Bär. Die convulsierende Digression und die innersteErzählung, seine eifrigste Gesellschaft, sein ästhetischer Dialog, sein Obdachund seine Distanz vor der leeren, flüssigen und dunklen Welt in unseren Zeiten.

Lic. Gustavo Ruiz Pascacio

Schriftsteller

Barriode san Roque

TuxtlaGutiérrez, Chiapas, México

Frühling2023

 

Vasko Popa 1922-1991

Vojvodischer Poet

 

Übertragung vom Spanischen ins Deutsche: Ingeborg Bär

Projekt Künstlergärten

St.Leonhard am Hornerwald Juni 2023

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